Infos Schnupper-Römertag

Liebe Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen, liebe Eltern,

dieser Schnupper-Römertag soll am Mittwoch, den 22. 1. 2020 zwischen 8.30 Uhr und 12.30 Uhr  stattfinden.

Allgemeine Informationen zum Römertag finden Sie hier .

Leider sind dieses Jahr alle Plätze für Schulklassen schon vergeben. Es können nur noch einzelne interessierte Kinder als Einzelgäste aufgenommen werden, sofern sie von ihrer Grundschule an diesem Tag freigestellt und von einem Erwachsenen (z.B. Elternteil/Großeltern etc.) begleitet werden.

Bitte benutzen Sie für Ihre Anmeldung das Anmeldeformular für Einzelgäste für Einzelgäste!

                                                                             

Exotische Fremdsprachen an Stuttgarter Schulen

Über den Latein- und Griechisch-Unterricht am Karls-Gymnasium.

Englisch und sonst? Einige Stuttgarter Schulen bieten exotische Fremdsprachen an und somit schon eine Grundlage, um später beruflich durchstarten zu können.

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Mit Toga, Pferd und Götterglaube

Eine Schülerin hält ein pinkfarbenes Schild in die Luft. Eine Schulklas­se folgt ihr durchs Treppenhaus. Zwei Jungs in einer weißen Toga und mit grünem Kranz im Haar rennen durch den Flur, und im Musiksaal steht ein Holzpferd. Für einen Tag ist vieles anders im humanistischen Gymnasium an der Tübinger Straße. Am Freitag haben Elisabeth Gentner, stellvertretende Schulleiterin, und ihre Kollegen das Schulhaus ins alte Rom zurückversetzt. Das Interesse war riesig: Rund 500 Grundschüler wollten sich über die Möglichkeit informieren, alte Sprachen zu lernen.

Ein Jahr haben die Schüler an dem Konzept gearbeitet. Es sollte vor allem darum gehen, dass Schüler anderen ihr Wissen präsentieren können. „Wir hatten oft im Unterricht den Fall, dass Schüler gern ihre Projekte vorführen wollten und wir keinen Anlass hatten“, sagt Claudia Gulden, Hauptorganisatorin des Römertags. Zu den Projekten zählen selbsthergestellte Baukräne aus Holz oder ein Gruppenreferat über griechische Götter. „Neben dem Erlernen der lateinischen Sprache ist es uns wichtig, dass die Kinder auch etwas über die Kultur lernen und sich auch praktisch an Themen heranwagen“, sagt Gulden.

Doch Latein ist nicht alles: Altgriechisch, Englisch, Französisch und Spanisch kann man ebenfalls am Karls­-Gymnasium lernen. Wobei laut Gentner die Schüler überwiegend bei Latein bleiben und Altgriechisch dazu wählen. „Französisch und Spanisch wird zwar immer noch gut besucht, aber es passiert immer öfter, dass auch mal eine ganze Klasse in den Altgriechisch-­Kurs geht.“

Latein lehrt Logik und Feingefühl für Sprachen

Woran das liegt? Gentner ist überzeugt, dass in Latein Logik und ein Feingefühl für Sprachen entwickelt wird – das war neulich auch der Tenor bei einer Veranstaltung unserer Zeitung mit dem ebenfalls humanistisch ausgerichteten Eberhard­-Ludwigs-Gymnasium zum Thema alte Sprachen.

Philipp Wrendecke (11) erzählt am Römertag von den griechischen Göttern. Sein Lieblingsgott ist Merkur, weil der ein Schlitzohr sei. Philipp hat Spaß daran, Altgriechisch will er dennoch nicht belegen. „In Latein bin ich schon nicht gut, da nehme ich lieber Französisch.“ Würde er Latein weiterlernen, könnte er in einer höheren Klassenstufe nach Rom fahren.

Ob alte Sprachen auch etwas für künftige Schüler des Karls­Gymnasium sind? Nika Stahl (9) ist vom Römertag begeistert: „Nur der Schulweg ist zu lang.“ Und die Eltern? „Warum nicht?“, stellt Jutta Kraft die Gegenfrage, als sie sich mit ihrem Sohn unter die 430 Schüler des Gymnasiums mischt. Dort ist wieder die blonde Schülerin mit dem pinkfarbenen Schild unterwegs. Ob sie nächstes Jahr wieder die Besucher führt? Konrektorin Elisabeth Gentner will jedenfalls den Römertag fortsetzen.

Nadja Dilger, Stuttgarter Nachrichten vom 26. Januar 2015

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Einen Tag lang leben wie die alten Römer

Wie haben eigentlich die alten Römer gelebt, was haben sie gegessen, wie haben sie sich gekleidet? Spielerisch konnten rund 500 Grundschüler aus ganz Stuttgart am Freitag beim Römertag im Karlsgymnasium etwas über das Leben in der Antike lernen.

Das Besondere an diesem Lateinunterricht zum Anfassen war, dass die Kinder von anderen Schüler lernen durften. Lange haben sich die Fünft- bis Achtklässler des alterwürdigen Gymnasiums in der Tübinger Straße auf diesen Tag vorbereitet. „Viele Projekte sind im letzten Schuljahr in dem Fach ‚Mensch und Natur‘ entstanden“, sagt die Lehrerin Claudia Gulden, die hauptsächlich für die Organisation verantwortlich war. Ideal sei, dass das Leitthema in diesem Fach in der sechsten Klasse das alte Rom sei. „Es macht den Kindern viel mehr Spaß, wenn sie ihre Arbeiten einem Publikum präsentieren können“, sagt Gulden.

Freundschaften und Liebeskummer im Lateinunterricht

Für die Grundschüler wiederum war es eine außergewöhnliches Angebot, die alte Sprache kennenzulernen und womöglich Lust auf sie zu bekommen. „Heute wird Latein in der Schule ganz anders gestaltet“, sagt Schulleiter Dieter Elsässer. Die Geschichten in den Lehrbüchern seien viel romanhafter, eine Familie erlebe Abenteuer, finde Freundschaften, habe Liebeskummer: „Das ist alles viel moderner.“

Auch die Römer hatten schon Fußbodenheizungen

Und während in einem Raum zwei Sechstklässler in einem Terrarium die verschiedenen Gesteinsschichten der Erde von der frühgeschichtlichen Zeit bis zur Neuzeit erklären, präsentieren Maximilian und Joshua was denn eigentlich ein Hypocaustum ist. Bereits die alten Römer besaßen nämlich in ihren Häusern eine Fußbodenheizung. Und weil die ganz schön heiß werden konnte, hatten die Römer immer Holzschuhe an, erzählt Joshua den Grundschülern.

Gelangweilt haben sich die kleinen Gäste sicherlich nicht beim Brückenbauen, in der römischen Mensa oder dabei, wie man eine Toga richtig anzieht. Li Tia von der Römerschule hat der Vormittag sehr gut gefallen. „Das war alles richtig schön gemacht“, sagt die Viertklässlerin zufrieden. Am meisten beeindruckt habe sie das Theaterstück „Der Untergang von Troja“.

Schulleiter Elsässer war vor allem begeistert von dem großen Andrang auf den Römertag. „Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet“, sagt er. Und fügt hinzu: „Das machen wir auf jeden Fall wieder.“

Nina Ayerle, Stuttgarter Zeitung vom 26. Januar 2015

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Grundschüler mit Römertagen für Latein begeistern

Dieter Elsässer und Karin Winkler felsenfest überzeugt: Mit gezielten Aktionen können Grundschüler für alte Sprachen begeistert werden? Der Leiter des altehrwürdigen Karls-Gymnasiums im Stuttgarter Süden und die Leiterin des Eberhard­Ludwigs­Gymnasiums (Ebelu) im Norden setzen dabei auf Römertage und auf die Begeisterung ihrer Fünft­ und Sechstklässler, die Grundschülern die Welt der Römer nahebringen sollen. Die Veranstaltungen stoßen auf großes Interesse. Im Karls-Gymnasium haben sich knapp 500 Viertklässler aus Stuttgart und der ganzen Region angemeldet, im Ebelu sind es 160.

„Damit betreten wir Neuland“, sagt Elsässer. „Wir wollen zeigen, was man mit alten Sprachen alles machen kann und wie interessant das sein kann.“ Neuland betritt seine Schule auch durch das ungewöhnliche Format der Veranstaltung. Sie findet am 23. Januar statt, einem Freitag, und dauert einen ganzen Vormittag, während das Ebelu die Interessenten auf vier Termine verteilt. Nicht Lehrer, sondern Gymnasiasten der Klassenstufen fünf und sechs sind es, die den Kleinen zeigen werden, was sie in Latein, Ge­schichte, der Theater­AG und dem Fach Mensch und Natur, das speziell auf das Karls-Gymnasium zugeschnitten ist, gelernt haben. „Wenn Schüler das vermitteln, wirkt das anders, als wenn ein Lehrer das machen würde“, sagt Rektor Dieter Elsässer.

Dabei geht es um die Stadt Rom, aber auch darum, wie Gladiatoren gelebt haben, wie man damals Aquädukte und Fußbodenheizungen gebaut hat und mit welchen Methoden man heute Archäologie betreiben kann. Latein? Ja, das werde natürlich auch geboten. Aber damit sich die Gäste nicht langweilen, laden die Gymnasiasten diese eher zum Mitmachen bei Aktionen ein. Ein römischer Baukran oder römische Schreibtafeln und Spiele, Speisen, Kleider und eine Schminkstation dürften den Geschmack der Grundschüler dabei sicher treffen.

Dass die Veranstaltung in Zusammenhang mit dem zurückgehenden Interesse an alten Sprachen steht, weist Elsässer von sich. Der Römertag sei eine Idee der Fachschaft gewesen und von langer Hand geplant, aus schierer fachlicher Begeisterung. Zu einer Zeit jedenfalls, als man noch nicht geahnt habe, dass es, wie im vergangenen Jahr, an dem altsprachlichen Gymnasium nur noch 37 Anmeldungen für Klasse fünf geben würde. Auch das Ebelu, bekam diesen Trend bereits zu spüren. Dort meldeten sich 2014 nur noch 45 Schüler an. Im Jahr zuvor gab es an beiden Schulen noch je 55 Anmeldungen.

„Wir wollten diesem Trend einfach etwas entgegensetzen“, sagt Winkler. Im Unterschied zu Elsässer, der diese Entwicklung nicht nachvollziehen kann, nennt sie gleich mehrere Gründe. Oft werde in die Debatte geworfen, Latein sei überflüssig und überfordere die Kinder: „Immer mehr Eltern stellen die Sinnhaftigkeit des Fachs in Frage – der Nutzen ist nicht mehr so präsent“, sagt Winkler. Dabei trage Latein dazu bei, andere romanische Sprachen rascher zu lernen. Und es vermittle den Schülern ein Verständnis von Text, Grammatik, ja, von Sprache überhaupt. „Viele unserer Gymnasiasten nennen Latein als Lieblingsfach. Es geht darum, das den Leuten wieder ins Bewusstsein zu bringen.“

Darum bemüht man sich auch am Karls-Gymnasium. Dass Latein keine gesprochene Sprache sei, findet Elsässer nachrangig. „Latein ist nicht schwerer als Englisch“, behauptet er. Nur frage bei Englisch niemand, wozu er das lernen solle.

Inge Jacobs, Stuttgarter Zeitung vom 13. Januar 2015

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Jugend präsentiert Wissen

Felix Oettinger (JS2) fand am 26. November 2014 Gelegenheit, seine gelungene Seminarkursarbeit der Stuttgarter Öffentlichkeit zu präsentieren. Für „Jugend präsentiert Wissen“ war Felix von den Stuttgarter Nachrichten ins Buchhaus Wittwer eingeladen worden. Felix hat sich mit dem Thema Computerspiele auseinandergesetzt und ist dabei der Frage nachgegangen, welchen Einfluss sie auf die Gesellschaft haben.

Stuttgarter Nachrichten – Jugend präsentiert Wissen

„Das Gerber“ öffnet seine Tore

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Am Dienstag, den 23. September hat gleich bei uns ums Eck das große, neue Einkaufs-Center „Das Gerber“ eröffnet.

Und so machte sich gleich ganz früh morgends unsere 5b auf den Weg, um dem Gerber ein Ständchen zu singen, und natürlich war auch – wie sich das gehört – ein bisschen Latein mit dabei…

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Weitere Fotos wurden von den Stuttgarter Nachrichten veröffentlich und sind auf den entsprechenden Artikelseiten zu finden:

Eröffnung des Gerber

Gerber-Eröffnung in Stuttgart

Ein ganz normaler Überflieger

Mit seiner Abinote von 1,1 gehört Jan Maruna in seinem Jahrgang fast schon zum Mittelfeld. „Wir hatten fünf Leute mit 1,0“, sagt der 17-Jährige aus dem Karls-Gymnasium (KG) . Sein Jahrgang ist der erste des Hochbegabtenzugs, der jetzt Abi gemacht hat. Dass ihn seine Eltern auf dem Hochbegabtenzug angemeldet hatten, habe er als Fünftklässler erst gar nicht mitbekommen. Ihn hatten die alten Sprachen interessiert und die Versuche im Fach Mensch und Natur, erzählt der Abiturient. „Ich weiß auch meinen IQ nicht. Und es interessiert mich auch nicht – letztendlich ist es nur eine Zahl, die sagt über die Person selber wenig aus, und ebenso wenig über die Art der Begabung“, meint der 17-Jährige heute.

Er sei vor allem froh darüber gewesen, dass die Zeit der Langeweile, unter der er in der Grundschule gelitten habe, endlich vorbei gewesen sei. In der Grundschule in Echterdingen habe er sich immer „anders gefühlt“, sei immer früher mit den Aufgaben fertig gewesen als die anderen. Zum Glück habe er dort einen Schicksalsgenossen gehabt und zusätzliche Anregungen in den Kursen der Kinder- und Jugendakademie bekommen.

„Im Karls-Gymnasium waren wir zum ersten Mal mit Leuten zusammen, die’s schnell begriffen haben. Dort musste man nicht lange Pausen machen, um zu üben und den Stoff zu besprechen, sondern konnte gleich weitere Themen angehen“, berichtet Jan Maruna. Dass am KG im Hochbegabtenzug nicht der Unterricht länger dauert, sondern mehr Stoff in derselben Zeit durchgenommen wird, war für ihn genau das Richtige. Auch dass er dort in der Unterstufe eine Wasserpumpe aus dem alten Ägypten nachbauen durfte, dass also neben der Theorie auch praktisch gearbeitet wurde, habe ihm gut gefallen.

Hat es sich also bewährt, Hochbegabte von normal begabten Gymnasiasten zu trennen und somit ein genau gegenläufiges Konzept zur Gemeinschaftsschule zu verfolgen? „Für mich fand ich das gut“, sagt Jan Maruna. Doch auch mit den Schulkameraden aus dem Regelzug habe seine Klasse viel und guten Kontakt gehabt, etwa beim Wander- und Skischullandheim, bei der gemeinsamen Studienfahrt nach Rom und in den AGs. In Sport, Religion und bei der dritten Fremdsprache habe es ohnehin keine Trennung gegeben.

Auch Kerstin Geyer, die am KG den Begabtenzug betreut, stellt fest, dass sich die Förderung hochbegabter Kinder in einer passgenauen Klasse positiv auswirke. Diese Kinder seien oft quirliger. Aber manche von ihnen hätten in Klassenstufe fünf und sechs Probleme, ihr Lernen zu organisieren: „Die haben noch nie auf Klassenarbeiten gelernt.“ Jan findet es „gut, dass man gelernt hat, sich in eine Klasse zu integrieren, wo jeder so gut ist wie man selber.“

Unterschiede habe es trotzdem gegeben: „Bei uns war ein Siebenjähriger, der hat alle vier Grundschulklassen in einem Jahr gemacht“, erinnert sich Jan. „Er hat langsamer geschrieben als wir.“ Dass dieser Mitschüler nicht mehr dabei sei, liege wie auch bei anderen Kameraden nicht am Lerntempo. Für manche Kinder sei der Schulweg einfach zu lang gewesen und sie seien auf das Hochbegabteninternat nach Schwäbisch Gmünd gewechselt, berichtet Geyer. „Wiederholer gibt’s ganz selten.“

Begabte Kinder seien auch in anderer Hinsicht speziell, berichtet Kerstin Geyer: „Sie sehen nicht ein, wieso Stoff wiederholt wird.“ Jan ergänzt: „Zum Vokabellernen fehlt einem Zehnjährigen die Einsicht – ich hab immer lieber Grammatik gemacht.“ Schulleiter Dieter Elsässer hebt hervor, eine solche Schülerschar erfordere ein hohes Engagement der Lehrer – und viel Geduld. Auch die regelmäßigen Feedbacks seitens der Schüler hätten sich bewährt, berichtet Geyer. Jan formuliert das etwas anders: „Wir hatten immer viel Spaß an ausgiebigen Diskussionsrunden. Und – rückblickend kann man sagen: Es war nicht alles falsch.“ Ein echtes Kompliment.

Auch im KG hat man am Urkonzept nur Details nach- justiert. Etwa beim Auswahlverfahren: statt wie früher ein gemeinsames Gespräch mit Kind und Eltern zu führen, führe man diese Gespräche jetzt getrennt. Außerdem biete man den Bewerbern Schnupperunterricht an. „Damit wir die Kinder als Gruppe erleben“, sagt Geyer – „die müssen als Klasse funktionieren“. Und: es gebe zwei bis drei Einzelgespräche mit den Schülern pro Schuljahr. „Dann hat man einen anderen Blick auf den Schüler“, argumentiert Geyer. „Wir versuchen, das auch im Regelzug zu machen.“

Und Jan? Der würde gern am KIT in Karlsruhe mit dem zulassungsbeschränkten Bioingenieurwesen starten, zur Not steige er auch auf das unbeschränkte Chemieingenieurwesen um. Den Kontakt zur Uni habe ihm sein Vater vermittelt. „Ich hab mir schon ne Wohnung in Karlsruhe besorgt, ein Einzimmer-Appartement – übers Internet.“ WG wäre für ihn nicht in Frage gekommen – „lieber allein“, sagt Jan. Die Eltern mussten als Bürgen auftreten. „Ich reg mich jetzt schon auf, dass ich noch nicht 18 bin.“ Nicht nur wegen des Mietvertrags. „Ich brauch fürs Studium ein sechswöchiges Vorpraktikum.“ Doch dazu müsste er volljährig sein. Zum Glück könne man das Praktikum auch später einschieben. Er ist nicht der einzige aus dem KG, der sich von der Nicht-Volljährigkeit ausgebremst fühlt. Für Tempokinder kaum auszuhalten.

Inge Jacobs, Stuttgarter Zeitung vom 28. Juli 2014

Weiter Infos zu unserem Hochbegabtenzug

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Nach dem Sieg noch ein paar Freundschaftsdebatten

Die Debating AG des Karls-Gymnasiums hat die süddeutsche Meisterschaft gewonnen.

Eine Zeit lang sei die Mannschaft noch im Anzug zu den Wettkämpfen gefahren, sagt Andrey Belkin, Mitglied der Debating AG des Karls-Gymnasiums. Bis sie sich gefragt hätten: Warum so arrogant? Seither tragen die Jungs nur noch Jeans und Hemd beim Debattieren. Geschadet hat es dem Team nicht. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Fanny Meisel ist das Oberstufenteam Sieger in der Süddeutschen Liga geworden.

Debating kommt aus dem Englischen. Es bedeutet, dass zwei Gruppen, die beim Debating Häuser genannt werden, einen Wettkampf in Form einer Debatte austragen. Das Thema wird vorgegeben und auch die Seite, die das Team einnehmen muss – entweder muss für oder gegen eine Position argumentiert werden. Innerhalb einer bestimmten Zeit haben dann drei Sprecher jeder Seite die Möglichkeit, ihre Argumente vorzutragen und die der Gegenseite zu entkräften – und das alles auf Englisch. Artikeltextausgabe

Eine unabhängige Jury entscheidet am Ende, wer gewonnen hat. Die Aufgabe für die Mannschaft des Karls- Gymnasium im Finale war, das Publikum und die Jury davon zu überzeugen, dass der Präsident der EU- Kommission nicht vom Volk gewählt werden soll. Die Schüler waren so überzeugend, dass sie den Wettkampf 7:0 gewonnen haben. Den Grund für ihren Sieg sieht Fanny Meisel in der klaren Rollenverteilung des Teams. Andere Mannschaften würden oft viel Zeit benötigen, um zu bestimmen, wer was tut und sagt. Die Lehrerin sagt: ‚Bei uns läuft das sehr schnell. Deshalb haben wir mehr Zeit für die Vorbereitung.‘ Diese besteht darin, zu überlegen, was das Publikum erwartet und welche Modelle und Prinzipien es zu einem Thema gibt, sagt Eric Swanson, einer der Gewinner. ‚Wir fragen uns: Ist es legitim? Was bringt es für Vorteile?‘, sagt Swanson. ‚Dann überlegen wir, wie man es durchsetzt‘, fügt sein Kollege Pascal Beleiu hinzu. Belkin sagt: ‚Wir analysieren den Status quo. Wir überlegen: Was läuft gerade falsch?‘ Müsse die Gruppe dagegen argumentieren, versuchten sie, die logischen Schlüsse und Beispiele der Gegenseite anzugreifen. ‚Wir versuchen dann, alles zu attackieren‘, sagt Swanson. Dabei haben sie viel Freude. ‚Wir sind so weit, dass wir sogar Spaß hatten, wenn wir verloren hatten‘, erzählt Belkin. Neben dem Spaß profitieren die Schüler aber auch von ihren Erfahrungen beim Debating. Präsentieren, Argumentieren und Analysieren, das lernen sie nicht nur theoretisch, sondern gleich in der Praxis – und auf Englisch.

Doch auch das beste Team hat mal mit den Themen zu kämpfen. Im Halbfinale ging es um die Rente mit 63. Das sei besonders schwer gewesen, da die Meinung von Lehrern und Medien hierzu sehr einseitig sei, sagt Beleiu. Am besten seien die Themen, die gut von beiden Seiten vertreten werden könnten. Auch Belkin findet neutrale Themen am besten. Es sei schwer, gegen die allgemeine Meinung zu argumentieren, erklärt ihre Lehrerin. Wer möchte schon begründen, warum Homosexuelle nicht heiraten sollten? Dabei kommt bei den Rednern die Sorge auf, dass die Jury nicht objektiv nach dem Können und den Argumenten entscheidet, sondern sich auch von ihrer eigenen Meinung leiten lässt. ‚Das ist das Problem mit dem menschlichen Gehirn‘, sagt Beleiu. Meisel sagt, dass die Unterscheidung in drei Bewertungskriterien – Stil, Inhalt und Struktur – dazu führe, dass solche Fehler in der Jury in der Regel nicht vorkämen. Und trotz schwerer Themen haben die Schüler des Karls-Gymnasiums bewiesen, dass sie sich nicht unterkriegen ließen.

In Zeiten von Wettkämpfen trainieren die Jungs der Debating AG auch mehrmals in der Woche. Sie führen Übungsdebatten und verbessern ihr Allgemeinwissen durch Zeitunglesen und Nachrichtenschauen. Nach ihrem Sieg lassen sie es nun locker angehen. ‚Vielleicht gibt es auch noch ein paar friendly debates‘, sagt Meisel. Aber außer Freundschaftswettkämpfen passiert vor den Sommerferien nicht mehr viel.

Katharina Kraft, Stuttgarter Nachrichten, Innenstadt-Teil vom 14. Juli 2014

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Stuttgarter Prinzen im Spiel der Könige

Ein Schulschach-Quintett des Karls-Gymnasiums trumpft bei der Deutschen Meisterschaft auf.

Im Gespräch wirken Tobias Schmidt, Jonathan Paulsen, Rafael Albert, Erik Jenner und Christian Solomon zurückhaltend, alles andere als aufbrausend oder extrovertiert. Doch wehe wenn sie losgelassen – dann wird ausgeteilt, gibt es kein Halten mehr, pfeifen süffisante Kommentare und kleine Spitzen wie Pfeile von einer Seite zur anderen. „Sobald ein Brett und Figuren auf dem Tisch stehen, sprühen die Jungs vor Gedanken- blitzen und Energie“, sagt Egmont Wittenberger.

Der Leiter der DJK Schulschach Stuttgart muss das wissen. Er betreut das Quintett aus der 9b des Karls-Gymnasiums seit der fünften Klasse. Im Spiel der Könige sind die 14- und 15-Jährigen spätestens seit der Deutschen Schulschachmeisterschaft 2014 in Bad Homburg kleine Prinzen. Eigentlich nur als 13. von 18 in der Startrangliste gesetzt, verblüfften sie etliche Konkurrenten und wurden Vierter.

Das Karls-Gymnasium hat im Schach schon einige Erfolge erzielt. Wer durch das Hauptportal geht, kommt unweigerlich auf eine Vitrine zu, in der die Pokale stehen, die dort noch Platz gefunden haben. „Einige mussten wir schon auslagern“, verrät Wittenberger schmunzelnd. Doch ein vierter Platz bei einer Deutschen Schulschachmeisterschaft ist eine besondere Hausnummer. „Wir hätten das selbst niemals erwartet“, sagt Rafael Albert.

Ein überragendes Turnier spielte vor allem Erik Jenner am vierten Brett. Sechs der rund zweistündigen Partien an den drei Tagen gewann er, in der siebten holte er ein Remis. „Ich habe mich in letzter Zeit ziemlich verbessert und war gut in Form. Vielleicht hat mich der eine oder andere unterschätzt“, sagt er. Aber auch seine Teamkollegen bewiesen geistige Fitness und einen kühlen Kopf. Christian Solomon, der als fünfter Mann mitfuhr, gewann das parallel laufende Ersatzspielerturnier. „Das musst du auch erst einmal schaffen“, sagt der Trainer Wittenberger.

Er fühlt sich dem Schulschach seit langem verpflichtet – nicht nur, weil er seinen Sport liebt, sondern weil er an die teilweise wissenschaftlich untermauerten positiven Effekte des Schachs glaubt. Das Schach diene vor allem dem logischen Denken. „Wenn du eine Spielstellung erfasst und zerlegst und dir die nächsten Schritte überlegst, ist das ein gutes Gehirntraining“, sagt Wittenberger. In dem 2011 aus den Schachabteilungen des DJK Sportbund und des DJK Stuttgart-Süd erwachsenen Schulschachverein unterrichten inzwischen fünf Trainer an 14 städtischen Schulen etwa 300 bis 350 Kinder und Jugendliche. Die besten treffen freitags im Karls-Gymnasium aufeinander. Die Nachfrage nach dem Angebot steigt vor allem bei den weiterführenden Schulen – so stark, dass Wittenbergers Team sie gar nicht erfüllen kann. „Die Trainer wachsen nicht schnell genug nach.“

Möglicherweise können die Karls-Gymnasiasten diese Aufgabe bald erfüllen. Sie sind Schachverrückte im positiven Sinn. „Wenn ich zwischendurch 20 Minuten Zeit habe, spiele oder trainiere ich“, sagt Jonathan Paulsen. Tobias Schmidt betreibt Schach sogar als Leistungssport. In diesem Jahr ist er Württembergischer Meister geworden, seine die Spielstärke widerspiegelende Wertungszahl liegt bei bemerkenswerten 2075. „Schach ist der einzige Sport, bei dem du als Achtjähriger so gut sein kannst wie ein Erwachsener“, sagt er.

Die Männer, die den Jungs das Spiel einst nahebrachten, mussten das am eigenen Leib erfahren. Stellvertretend für seine Teamkollegen sagt Erik Jenner augenzwinkernd: „Mein Vater und mein Bruder sind keine wirkliche Herausforderung mehr.“

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